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Immer mehr Leute erkennen, dass den Piraten eine gemeinsame Identität fehlt. Das ist schon mal gut. Aber: Identität braucht ein „wir“.

Identität entsteht nicht dadurch, dass wir darüber Abstimmen, was die Piraten nicht sind, welches Verhalten wir begrüßen oder sanktionieren.

Identität entsteht auch nicht dadurch, dass wir einzelnen Personen vorschreiben, welche Aspekte der Piraten gut zu finden und offen zu artikulieren sind.

Identität entsteht entweder durch gemeinsame Ziele oder gemeinsame Feinde. Die Unterwanderungsrhetorik bedient letzteres.

Eine Identität die nicht auf Visionen sondern Feinde, Verbote und Verhaltenskontrolle baut ist darauf angewiesen, dass diese Feindbilder aufrecht erhalten werden, da sich die Identität sonst wieder in Luft auflöst.

Wenn einzelne Verbände überspitzt formuliert beschließen, dass sie nicht gegen das Grundgesetz, gegen Gewalt, nicht extremistisch und nicht „schwarzer-feministisch“ sind haben sie sich abgegrenzt, mehr nicht. Und dann? Dieses temporäre „Wir“-Gefühl speist sich hauptsächlich aus einem „Wir-sind-nicht-die“ und ist weder von Dauer, noch ergeben sich daraus konstruktive Politikansätze.

Identität kann man nicht verordnen, auch nicht per Mehrheitsbeschluss. Die Lösung unserer Probleme ist ganz sicher nicht darüber abzustimmen ob die Piratenpartei nun „liberal“, „antifaschistisch“ oder „feministisch“ ist. Da gibt es nichts zu klären, das sehen offenkundlich viele Pirat*innen unterschiedlich. Verschiedene Prioritäten stehen aber einer gemeinsamen Identität nicht im Wege.

Nachhaltige Identität entsteht durch das Erkennen von gemeinsamen Zielen, die über ein „gegen“ hinausgehen. Diese Ziele zu erkennen und auszuformulieren wird die Aufgabe der kommenden Monate sein.

Vom kommenden Bundesvorstand wünsche ich mir, dass er die entsprechenden Prozesse zur Identitätsfindung vorantreibt. Nicht zwingend persönlich, aber mindestens indem er Mitglieder, die an einem konstruktiven Prozess arbeiten wollen, zusammenbringt.